language

Entschuldigungsschreiben an das Konsulat der russischen föderation, Leipzig
06.04.2009

 

 

Gemeinde Spreetal                                                                                                Spreetal, den 06.04.2009
z.Hd. Familie Nitichevski
Spremberger Straße 25
02979 Spreetal OT Burgneudorf

An:
Generalkonsulat der russischen föderation
Turmgutstr. 1
04155 Leipzig

Betr.: Ihr Schreiben vom 20. Juni 2008, ¹ 993

Antwort auf die Forderung des Konsulates der „rf“,
sich fur die Beleidung der „russischen föderation“ zu entschuldigen.

 

...Doch plötzlich, sieh da: seinen Mund verzerrt wie verbrüht der gestrenge Büttel;
Denn eben gewahrt er, der amtliche Herr, mein Paßbuch im knallroten Kittel
Er nimmt's – wie eine Bombe, wie ein Stachelschwein...

Mit welchem Genuss schlügen diese Tellerkappen mich ans Kreuz in peitschendem Haß -
einzig für das Sichel-und-Hammer-Wappen in meinem sowjetischen Paß.

Da zieh ich aus breitem Hosenbausch – meines Daseins unschätzbaren Lohn.
Da, lest, beneidet mich, seht, wer ich bin: Bürger der Sowjetunion.

W. W. Majakowski

An die Mitarbeiter des russischen Konsulates.

Bis zu „Herren“ seid ihr noch nicht gewachsen, aber ich kann und werde euch nicht als Genossen ansprechen, da streikt meine Zunge. Ein wenig das russische Sprichwort verändert, sage ich:
„Eine Gans ist den Schweinen kein Genosse.“

Wir, meine Familie und ich, leben seit 17 Jahren in einem fremden Land. Ihr habt uns alles genommen...
Aber wir sind stolz darauf, dass wir die Zugehörigkeit zu unserer Heimat bewahren konnten – die sowjetische Staatsangehörigkeit. Wir sind die letzten verblieben Bürger der Sowjetunion – 17 Jahre lang leben wir ausschließlich mit sowjetischen Papieren. Wir haben weder die Staatsangehörigkeit eines anderen Landes, noch wurden wir offiziell als Staatenlose anerkannt.

Wofür soll ich mich entschuldigen?

  Dafür, dass meine Kinder in der Fremde aufgewachsen sind, wie Ausgestoßene, ohne Verwandte?
Ohne jemals ihre Großmutter und Großvater zu Gesicht bekommen zu haben?
  Dafür, dass meine Mutter, eine 3 Kinder großgezogene Frau, aus Not und Kummer sterbende Frau,
Fremde bitten sollte: „Tragt mich nach draussen, in den Frost. Ich will nicht weiter so leben.“?
  Dafür, dass meine, unsere Lehrer, die nicht nur einer Generation das Tor zur Welt des Wissens eröffnet haben, anstatt des verdienten Ruhestandes zu einer kümmerlichen Existenz verdammt waren, indem sie ihren Lebensunterhalt durch den Handel von „Second-Hand“ Socken in Metro-Ubergängen bestritten?
  Dafür, dass eine ganze Generation der sowjetischen Kinder der 80er/90er ihre „Hochschulen“ in Zügen bettelnd, an Ampeln „eure“ 600er Mercedesse waschend absolvierte? Ich hätte gern gewusst, welche Höhen Wowa Putin erreicht hätte, wenn er ebenfalls eine solch „breit gefächerte“ Bildung bekommen hätte. Der Höhepunkt wäre wohl die Fähigkeit den Buchstaben „W“ falsch herum an Zäune zu kratzen.
  Dafür, dass xxx „Sobtchaki“ und ihr Gefolge die Errungenschaften, Werte, Gemeinfreiheiten, die durch Generationen von sowjetischen Menschen aufgebaut wurden, geplündert, geraubt und verkauft haben?
  Oder soll ich im Namen der Hundert von Tausenden Verurteilten, die in überfüllten Hafträumen kauerten, zu sechst auf einer Pritsche, während die berühmten „Perestoiker“ unbestraft das Land zugweise ausraubten, um Verzeihung bitten?



Hätte Pavka Korchagin von dieser „hellen“ Zukunft gewusst, so hätte er wieder Sehen können.
(Pavka Korchagin: Personage. Held der Oktoberrevolution, Idol des sowjetischen Proletariats, der durch seinen selbstlosen Einsatz fur die Revolution, für die Zukunft der Menschen sein Augenlicht verlor)

Unbestätigten Angaben zufolge beläuft sich das Vermögen Putins auf 40-70 Milliarden US-Dollar.
Ich denke, dass die Angaben minimiert sind, wenn schon der Bürgermeister Moskaus, der alte Fuchs Luzhkov, nach offiziellen Angaben mehr als 10 Milliarden besitzt. Man kann sich vorstellen, wievielen Millionen Gastarbeitern er mit einem feuchten Händedruck* "die Schulden erlassen hat“.

*Anmerkungs des Authors: *feuchter Händedruck – ein fester Tritt mit dem OMON (Sondereinheit der Miliz)
Springerstiefel in den Bereich, wo der Rücken seine edle Bezeichnung verliert.

40 Milliarden Dollar... Ich erläutere die Maßstäbe dieser Zahl: Wenn ihr jeden Tag eine Million Dollar bekommen werdet, und das Tag für Tag - Jahr für Jahr - ununterbrochen, dann werden etwa 120 Jahre benötigt, um auf diese Summe zu kommen... Aber es ist nicht schwer zu erraten, wie viel Kummer und menschliches Leid hinter dieser Summe stehen.
Wenn ich die vor Gier leuchtenden Augen von W. Putin sehe, dann erinnere ich mich an einen der Protagonisten des Romans „Ein Zauberer geht durch die Stadt" von Y. Tomin – an einen Jungen mit blauen Augen, der in einem dunklen Zimmer sitzend seine Million Zauberstreichholzschachteln durchzählte...
Der sich selbst wünschte, seine Verwandte und Freunde zu vergessen, um mit Niemandem seine Schätze teilen zu müssen.

Vor wem soll ich mich entschuldigen? Vor einem Haufen Hochstapler, Schmarotzer, die die Macht an sich gerissen haben und ihr Volk in Blut und Tränen versenkten, ihre Mitbürger zu rechtslosen „Gastarbeitern“ in ihrem eigenen Land machten?

Das Einzige, bei wem ich verschuldet und vor wem ich bereit bin, mich zu entschuldigen, dafür dass ich nicht in ihren Reihen war, das sind die Menschen, die Anfang der 90er aufgestanden waren, um ihr sowjetisches Vaterland – UdSSR zu verteidigen, und dabei durch die Kugeln der „Volksmiliz“ gefallen sind.

Was die Phrase angeht „...Sie haben das Land verschissen...“, welche sich so tief in die „zarte“ Seele einbrannte und das Bewusstsein eurer Mitarbeiterinnen verletzte... Die Antwort darauf findet ihr in der Rede von V. Zhirinovski während der Sitzung der Duma zum Gesetz über die Reform der russischen Sprache... Das Land habt ihr ja tatsächlich verschissen... Wobei richtiger wäre es zu sagen „verkauft“!

Solche Schmarotzer wie Gorbachev, Jelzin, Putin... Oder die Vertreter der arschkriechenden Schicht, wie euch, wurde ich gern fragen: „Dozent, warst du mal klein? Hattest du Mutter und Vater?“ (Filmzitat, das zu sowjetischen Zeiten sehr populär war und in Verbindung mit Abartigkeit und Bösartigkeit eines Menschen gebracht wurde.)

Vor Kurzem, beim Lesen eines Entomologie-Buches über Parasiten, wurde ich von der Tiefe der Phrase überwältigt: „Äußerst selten, aber es gibt auch zwischen Schmarotzern auch den Parasitismus der dritten Ebene – Im Wirt-Larve ernährt sich die Larve des Parasiten, in ihr – ein weiterer Parasit, tiefer – noch ein Schmarotzer... Es ergibt sich eine direkte Ähnlichkeit mit der Zelltheorie – der Theorie des parasitischen Aufbaus eines Körpers, der ganze Körper besteht aus Parasiten unterschiedlichen Ranges.“
Hat der Author dieses Buches zufällig nicht über eure gesellschaftlich-wirtschaftliche Formation geschrieben?
Ihr habt den Menschen nicht nur die Heimat genommen, ihr habt euch auch noch Mühe gegeben, ihnen alles Menschliche zu nehmen: Ihr parasitiert auf und in ihnen.

Das Land, wenn man ein kleines Häufchen gesetz- und menschenrechtsmissachtender Schurken überhaupt als Land bezeichnen darf, bringt über sich schon dadurch Schande, dass es Beamten in den Konsulardienst schickt, denen nicht nur die Kunst der Diplomatie fehlt, sondern auch die Kenntnisse der deutschen Sprache.
Das Schreiben des russischen Generalkonsulates in Leipzig adressiert an das Regierungspräsidium Dresden wimmelt vor grammatischen und stilistischen Fehlern. Ich verstehe, dass bei auch alles käuflich ist, aber doch nicht in diesem Ausmaße... Gab es in eurem Besetzungsplan denn keinen Platz für einen Übersetzer, einen Menschen, der die deutsche Sprache beherrscht...
Übrigens, es bleibt mir ein Rätsel, wie die beiden Damen ohne Deutschkenntnisse überhaupt in den Konsulardienst gekommen sind.
Der Brief des Generalkonsulates enthält werde Unterschrift, noch den Namen der verantwortlichen Person.
Was ist das? Etwa die hohe Kunst der Diplomatie? Oder der Versuch, im Vorfeld jegliche Verantwortung von sich zu nehmen?
Die Forderung des Konsuls „allein und ohne Begleitung zu erscheinen“ erfüllt die besten Traditionen Hollywoods, wenn das Böse, all sein hinterhältiges Potential erschöpft, aufs Äussere geht... Hier fehlt nur noch der Satz: „Keine Polizei“... Was ist los bei euch im Konsulat? Tickt ihr nicht mehr richtig?

Sogar jetzt, so viele Jahre später, setzt ihr die Erniedrigung eurer Mitbürger fort. Es erfordert nicht viel Fantasie, um die Frage zu beantworten: „Vor welchem Gebäude in Berlin hält eine Menschenmenge in kräfteraubendem Warten Wache?“ Nein, es ist nicht das Arbeitsamt, nicht das Obdachlosenheim. Richtig - das russische Konsulat... Warum auch soll man es menschlich machen, wenn man „wie immer“ kann.

Ich bin sowjetischer Staatsbürger und stolz darauf, dass ich diesen Titel durch Jahre tragen konnte,
unbeachtet dessen, dass man mich meiner Heimat beraubt hat.
Und meine Kinder: Darja, Nikita, Rodion werden die Staffel aus meinen Händen übernehmen.

Und die russische Staatsbürgerschaft, die Bürgerschaft eines Staates, der das eigene Volk in nationalistischem Hass und Leid versenkte, konnt ihr euch flach einstecken...

„Eher werde ich hungern, als irgendetwas zu mir nehmen
und lieber bleibe ich alleine als mit irgendjemandem zusammen...

Familie Nitichevski


 

Anlage 1 - Rede von Zhirinovski:


Anlage 2 - an seiner Stelle hätte Putin sein müssen:

 

 

Versandnachweis: